Das Papyrusmuseum ist das Schaufenster der Papyrussammlung der Österreichischen Nationalbibliothek. Mit mehr als 180.000 Objekten zählt sie seit 2001 zum UNESCO-Weltdokumentenerbe. Das Museum bietet Einblick in die faszinierende Geschichte des Landes am Nil. Begeben wir uns gemeinsam auf eine Entdeckungsreise in die Vergangenheit.
Wussten Sie, dass sich unser Wort Papier von der Bezeichnung Papyrus ableitet? In Ägypten selbst schrieb man fast 4.000 Jahre lang auf Papyrus. Erst ab dem späten 8. Jahrhundert n. Chr. wurde Papyrus allmählich vom Papier verdrängt. Zum Schreiben dienten in pharaonischer Zeit Binsen. Ab der griechischen Zeit verwendete man als Schreibgerät Schilfrohre, die man an einem Ende spaltete und zuspitzte – ähnlich modernen Schreibfedern.
In diesem Teil der Ausstellung finden Sie eine Auswahl an Werken der altägyptischen Literatur, der berühmten griechischen und römischen Autoren sowie an Werken der arabischen Literatur. Die Bedeutung der literarischen Papyri liegt zum einen darin, dass hier Werke überliefert sind, die in der handschriftlichen Tradition des europäischen Mittelalters verloren gingen. Zum anderen sind literarische Papyri wegen ihres hohen Alters wichtig. Sie sind zeitlich viel näher an den originalen Texten als die frühesten überlieferten Handschriften des Abendlandes.
Der Großteil der heutigen Papyrussammlung stammt aus der Privatsammlung des Habsburgers Erzherzog Rainer. Er begann ab 1883 Papyri und andere Schriftdokumente anzukaufen und finanzierte deren wissenschaftliche Aufarbeitung. Damit reicht die Geschichte der Sammlung zurück in die Pionierzeit der Papyrologie und ist eng mit der Etablierung der Papyrologie als akademische Disziplin verbunden.
Papyri dokumentieren die vielfältigen Wirtschafts- und Erwerbszweige in Landwirtschaft, Handwerk und Handel. In der Ausstellung finden Sie die unterschiedlichsten Zeugnisse zur landwirtschaftlichen Produktion. Angefangen von den penibel geführten Aufzeichnungen der Nilüberschwemmungen, über Pachtverträge von Agrarflächen zu Texten, die über Handwerk und Handel Aufschluss geben.
Die dokumentarischen Papyri vermitteln ein sehr lebendiges und facettenreiches Bild der antiken Lebensumstände. Männer und Frauen, Alte und Junge, Menschen aus allen sozialen Schichten und von verschiedener Herkunft kommen zu Wort; ihre Sorgen und Nöte, ihre Freuden und Wünsche werden für uns unmittelbar greifbar.
In den Papyri sind zahlreiche authentische Briefe, verfasst von einfachen Menschen, erhalten geblieben. Wir haben einige Briefe aus unserer Sammlung mit unterschiedlichem Inhalt für Sie ausgesucht: Geschäftsbriefe, Empfehlungsschreiben, Korrespondenz zwischen Verwandten und einen Kondolenzbrief.
Ptolemäische Könige, römische Kaiser und Statthalter, arabische Wesire, aber auch Amtsträger der lokalen Ebene verlautbarten Anordnungen, die als Abschriften in alle Teile des Landes verschickt wurden. Die Ausstellung zeigt Beispiele aus hellenistischer, römischer, byzantinischer und arabischer Zeit.
Die Tabula Peutingeriana ist die weltweit einzige erhaltene mittelalterliche Kopie einer antiken Straßenkarte. Sie zeigt das Straßennetz im spätrömischen Reich von den Britischen Inseln über den Mittelmeerraum und den Nahen Osten bis nach Indien. Sie ist nach einem ihrer Vorbesitzer, dem Humanisten Konrad Peutinger, benannt und kann im Papyrusmuseum in ihrer Gesamtheit als Faksimileausgabe betrachtet werden. Die Tabula Peutingeriana zählt zum UNESCO-Weltdokumentenerbe.
Der blosse Gedanke an anstehende Amtswege oder die Erwähnung der fälligen Steuererklärung lässt Sie schon erschaudern. Aber haben sie schon einmal eine Steuerquittung auf einer Tonscherbe erhalten? Wie hoch war wohl die Biersteuer im Jahr 198 n. Chr.? Wieviel Proviant bekam ein Steuereintreiber für seine Dienstreise? All das und vieles mehr erfahren Sie in der Ausstellung. Sie zeigt ausgewählte Schriftstücke aus Verwaltung, Rechtsprechung und Militär aus einem Zeitraum von etwa tausend Jahren.
In der Ausstellung finden sich auch Zeugnisse unterschiedlicher Religionen. Neben altägyptischen Isis-Statuetten sind dies vor allem Dokumente der drei großen Buchreligionen Judentum, Christentum und Islam.
Sie suchen ein erprobtes Mittel gegen Skorpione? Sie möchten wissen woraus eine ägyptische Zahnpasta bestand? Oder sie wollen gar einen Blick in ihre Zukunft wagen? Magie und Medizin waren im antiken Ägypten eng miteinander verwoben. Machen Sie sich ihr eigenes Bild davon und entdecken sie medizinische Rezepte, magische Amulette und Orakelsprüche.
Wenn wir heute das Wort "Ägypten" hören, denken wir allerzuerst an Pyramiden und Mumien. Der Totenkult und die Jenseitsvorstellungen der Ägypter faszinieren die Menschen seit jeher. Tauchen Sie mit unseren Totenbüchern, Mumienportraits und Grabstelen in eine Welt jenseits der Lebenden ein und vertiefen Sie ihr Wissen über das Jenseits an unserer interaktiven Medienstation.