Trude Marzik (eigentl. Edeltrud Marczik), Angestellte und Schriftstellerin, geb. am 6.6.1923 in Wien, gest. am 11.12.2016 ebd. Nach der Reifeprüfung wurde sie zum Arbeitsdienst in einem Kindergarten in Wien-Ottakring verpflichtet, konnte aber bald ein Studium der Fächer Deutsch, Englisch und Italienisch aufnehmen (daneben Besuch des Prayner Konservatoriums und Bühnenreifeprüfung 1944). Die Wirren des Kriegs verhinderten den universitären Studienabschluss. Im April 1945 war sie in Richtung Westen mit dem Fahrrad aufgebrochen, um ihrem Geliebten, einem Soldaten, auf seinem Marschbefehl zu folgen. Später, nach „Tingeleien“ für US-Soldaten im Salzburger Land, zurück in Wien, trat Marzik zunächst im Kabarett (u.a. im „Lieben Augustin“) auf, war von 1946 bis 1975 beim Bodenpersonal der Fluglinie PAN AM und arbeitete danach bis 1978 in der Wiener Buchhandlung Godai, ehe sie sich ihr Leben als freie Schriftstellerin verdiente.
Nach ersten dichterischen Versuchen der Schülerin und weiteren Gelegenheitsdichtungen der Fluglinienangestellten erfolgte der literarische Durchbruch der ‚Volksdichterin‘ Trude Marziks, die gegen Ende der 1960er-Jahre vom ORF-Publikumsliebling Heinz Conrads entdeckt wurde, erst im fortgeschrittenen Alter. Schon ihr Erstling, der Gedichtband „Aus der Kuchlkredenz“ (1971), wurde zu einem Bestseller, den der Hauptverband des Österreichischen Buchhandels anlässlich der 13. Auflage 1996 mit dem „Goldenen Buch“ belohnte. Weiters erschienen ihre oft im Wienerischen Dialekt verfassten, mitunter sozialkritischen Poeme etwa in den Bänden „Parallelgedichte“ (1973), „Das g’wisse Alter“ (1979) und „Schlichte Gedichte“ (2003). Ihre Verstexte waren so beliebt, dass sie u.a. von Michael Heltau, Ossy Kolmann, Topsy Küppers, Marianne Mendt, Fritz Muliar, Brigitte Neumeister, Elfriede Ott, Kurt Sowinetz und nicht zuletzt Peter Alexander interpretiert wurden. Der populäre Schauspieler, Sänger und Entertainer zog Trude Marzik sogar zur Mitgestaltung der beliebten „Peter Alexander Show“ heran.
Daneben fand Marzik ihr Publikum aber auch als Prosaautorin, mit Erzählungen – z.B. in dem Sammelband „Mütter und Großmütter“ (2005) – sowie den Romanen „Mizzi. Ein Mädel aus der Vorstadt“ (1987) und „Romeo Spätlese“ (1998). In ihrem Roman „Hochzeitsreise ’45“ aus dem Jahr 1995 begleitet eine junge Frau gegen Kriegsende einen Soldaten – ihren Geliebten – auf dessen Abmarsch aus Wien. Der autobiographische Bezug liegt auf der Hand: In der Realität heißt der Soldat Walter König, Trude Marziks späterer Ehemann (1946-1951) und Vater des Sohnes Alexander.
Der Freundeskreis Trude Marziks war groß und geprägt von so illustren Personen wie Inge Konradi, Fritz Muliar, Marianne Schönauer, Dany Sigel oder dem Regisseur Dieter O. Holzinger (1941-2006) und dessen Ehefrau Anneliese. Letztere konnten Trude Marzik nicht nur zu Outdoor-Lesungen mit Kultstatus auf ihr Anwesen nach Pressbaum (NÖ) einladen, sondern die Schriftstellerin auch dazu animieren, im späten Alter noch einmal als Schauspielerin zu agieren, nämlich in einer Produktion der Sommerspiele Stift Altenberg bei einer Aufführung von Molières „Tartuffe“ (2000), worüber sie später in ihrem (nur als Privatdruck vorliegenden) Erinnerungsbuch „Oma spielt Theater“ berichtete. Zu Lebzeiten nicht veröffentlichte Texte von Marzik erschienen 2017 unter dem Titel "Einfälle, Zwischenfälle, Zufälle".  
Auszeichnungen (Auswahl): Silbernes Ehrenzeichen der Stadt Wien (1986), Johann-Nestroy-Ring (1987), Großes Ehrenzeichen der „Wiener Volkskunst“ (2003), Buchpreis der Wiener Wirtschaft (2008).

Nachlass

Zugangsdatum 2017
Umfang 50 Archivboxen, 1 Großformat
Status Feinerschlossen
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