Griechisch, 2./3. Jh. n. Chr., Papyrus
G 257 + 24568 + 29781
Die ausgestellte Papyrusrolle mit Grundsteuerlisten auf der Vorderseite enthält auf der Rückseite die älteste bekannte Abschrift des ersten Buches der Hellenika von Xenophon.
Die Veröffentlichung des Papyrustextes im Jahr 1897 brachte für die Fachwelt einige Überraschungen. Bis zu diesem Zeitpunkt war die Hellenika nur aus der Überlieferung von rund 1000 Jahre jüngeren Codices bekannt gewesen. Die sprachlichen Fehler und Mängel in diesen Codices hatte man mit einer Korruption des Textes auf Grund der langen Überlieferungsgeschichte erklärt. So rief es Verwunderung hervor, dass bereits die Abschrift auf diesem Papyrus dieselben Mängel auswies. Noch mehr erstaunte jedoch die Bucheinteilung. Denn während die mittelalterliche Überlieferung das 1. Buch bei I 7, 35 beendet, schließt unser Papyrus bereits bei I 5, 8.
Die Hellenika des attischen Feldherrn, Politikers und Schriftstellers Xenophon (4. Jh. v. Chr.) behandelt in 7 Büchern die griechische Geschichte im Zeitraum vom Herbst 411 bis 362 v. Chr., wodurch sie inhaltlich an das unvollendete Geschichtswerk des Thukydides anknüpft.
Die Abschrift des 1. Buches erfolgte auf der Rückseite einer Steuerliste. Die Nutzung der Rückseite deutet auf eine Abschrift für private Zwecke hin. Auch die unsichere Verwendung einiger Vokale unterstreicht einen Privatgebrauch. Dennoch bemühte sich der Schreiber um eine ästhetische Gestaltung: gleichmäßige Kolumnen, ein ebenmäßiges Schriftbild und Zeilenfüller am Ende sind zu erkennen.
Die obere Kante des Papyrus, die sich zum Textende hin verjüngt, weist heute ein scherenschnittartiges Muster auf, da der Papyrus in zusammengerolltem Zustand von Schädlingen befallen wurde.
In unserem Datenbankeintrag finden Sie weiterführende Literaturangaben und ein Digitalisat des Objektes.