Paul Kruntorad (Pseudonym: Thomas Grünbühl), geboren am 16. Juni 1935 in České Budějovice (Tschechoslowakei), gestorben am 30. Juli 2006 in Wien, wuchs in Budweis auf. 1944 wurden die Eltern deportiert, überlebten und zogen 1945 nach Österreich. Kruntorad maturierte 1954 in Salzburg und arbeitete bei Radio Free Europe, bevor er ab 1954 Psychologie, Germanistik und Slawistik in Wien studierte. 1958 beendete er das Studium, um für einige Zeit die Leitung des väterlichen Unternehmens zu übernehmen.
1959 erhielt er ein Stipendium der Alpbacher Hochschulwochen, im Jahr darauf leitete er dort das Pressereferat des Österreichischen College. Erfahrungen aus Alpbach flossen in seinen einzigen veröffentlichten Roman S. – Ein Modell ein (1968, Insel Verlag). In den 1950er und 1960er Jahren arbeitete Kruntorad an Filmen (u.a. Rennen mit Alexander Kluge, 1961), Erzählungen und Hörspielen und war publizistisch tätig. 1957 gründete er mit Humbert Fink Die österreichischen Blätter. Zu dieser Zeit wurde er Generalsekretär für das “Institut zur Förderung der Künste in Österreich”. Das Institut unterstützte maßgeblich das zweite Zeitschriftenprojekt Kruntorads, die Hefte für Literatur und Kritik (1959-1961). 1964 trat er eine Stelle als Lektor im Luchterhand Verlag an und war zuständig für Neuerscheinungen aus dem osteuropäischen Raum. Ähnliche Tätigkeiten als freier Lektor und Gutachter sowie als Konsulent vor allem für tschechische Literatur übte er auch für den Residenz Verlag, Rowohlt, Hanser und Suhrkamp aus. 1966 wurde ihm der Theodor-Körner-Preis zur Förderung von Wissenschaft und Kunst zugesprochen. Von 1968 bis 1972 war Kruntorad gemeinsam mit Günther Nenning Herausgeber der Zeitschrift Neues FORVM und gründete 1974 mit Ernst Hilger die erste österreichische Kunstzeitschrift Galerienspiegel.
Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt Kruntorads waren Übersetzungen. Aus dem Tschechischen übersetzte er unter anderem Ferenc Juhász, Jaroslav Langer, Radoslav Selucký, Ivan Sviták, Nikolaj Terlecky und Josef Topol. Daneben verfasste er Literatur-, Theater-, Film-, Kunst- und Musikkritiken, wobei die Arbeiten zum Theater deutlich überwogen. Neben anderen Ausstellungen kuratierte er beispielsweise 1985 “A.E.I.O.U. – Mythos Gegenwart” für die Austria Tabak. Zwischen 1973 und 1979 hatte Kruntorad einen Lehrauftrag an der Akademie der Bildenden Künste Wien für das Fach Kulturkritik, im Sommersemester 1982 eine Gastdozentur für Literaturkritik an der Universität Klagenfurt. In den 1970er und 1980er Jahren wuchs seine Bedeutung als Kulturvermittler. Er war unter anderem mehrjähriges Mitglied des Kuratoriums “steirischer herbst”, leitete für längere Zeit das Musikfestival “Internationales Forum Burgenland”. Von 1981 bis 1983 war er Chefdramaturg am Schauspiel Bonn. 
Paul Kruntorad verfasste literaturgeschichtliche und -wissenschaftliche Arbeiten, zum Beispiel für den von Hilde Spiel herausgegebenen Band Die zeitgenössische Literatur Österreichs 1 von Kindlers Literaturgeschichte der Gegenwart. Die Auseinandersetzung mit osteuropäischer Literatur schlug sich in einigen Anthologien nieder, die Kruntorad herausgab, unter anderem Modernes Tschechisches Theater (1968) oder Aus zwanzig Jahren Finsternis. Tschechische und slowakische Erzählungen 1970-1990 (1991).

Sammlungen

Zugangsdatum 2021
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