Ginka Steinwachs (eigentlich Gisela Steinwachs), geboren am 31.10.1942 in Göttingen. Nach dem Abitur schrieb sie sich zum Studium der Religionswissenschaften, Philosophie und Komparatistik in München, Berlin und Paris ein. Schon kurz vor ihrer Promotion (1970) zu André Bretons „Nadja“ erhielt sie Lehraufträge an der Universität von Paris (Vincennes) und wurde anschließend wissenschaftliche Assistentin an der École Normale Supérieure de l’Enseignement technique, Paris; 1974 wird sie zur freien Schriftstellerin, die aber den akademischen Kontext nie ganz verliert. Ihre Poetikvorlesungen, die sie 1988/89 an der Universität Hamburg hielt, veröffentlichte sie 2002 unter dem Titel „Die Feder im Mund, der Mund in der Welt“. Hier lässt sie tief in den literarischen Schaffensprozess blicken. Auch gibt sie deutliche Hinweise auf ihre Lehrer, den Komparatisten Peter Szondi, den Religionswissenschaftler Klaus Heinrich und den Semiologen Roland Barthes.
Mit ihren vier Hauptromanen „marylinparis“ (1978), „Berliner Trichter/Berliner Bilderbogen“ (1979), „barnarella“ (2002) und „Das Bilderbuch einer StadtstreichLerin“ mit dem Untertitel „Wo-Manhattan, New York“ (2012) schuf sie zugleich auch Städteromane (Paris, Berlin, Barcelona, New York). In ihren oft gespielten Theaterstücken „George Sand“ (1980), „Erzherzog Herzerzog“ (1985) und „Rolling Stein“ (1996/97) stellt sie drei historische Persönlichkeiten – George Sand, Erzherzog Ludwig Salvator von Habsburg-Lothringen und Gertrude Stein – in den Vordergrund. Andere, kleinere Theaterstücke führte sie zumeist als Randprogramm der größeren Dramen selbst auf. Diese Performances wurden 2003 als Kunststücke unter dem Titel „der mund ist aufgegangen“ gesammelt und veröffentlicht. Damit hat sich Ginka Steinwachs auch als Performance-Künstlerin einen Namen gemacht. Auch ist sie Verfasserin zahlreicher Hörspiele vom „Das kleine Ohrensausen“ (1978) bis „Lunagal bei den Terraüken“ (1997).
Mit dem Werk „Sommerträumereien am Meeresufer“ (2003) knüpft sie ein weiteres Mal an Erzherzog Ludwig Salvator an, den sie nach der Dramenfassung 1985 auch in einer Prosaausarbeitung „Der schwimmende Österreicher“ (2006) zur Hauptperson macht.
Ginka Steinwachs‘ Fabulierkunst beansprucht das Vorstellungsvermögen ihrer Leserschaft. Passagen wie „steigern SIE IHREN wunsch zu lesen zur liebenslust. er kann IHR leben verändern und SIE zum schriftsteller machen. denn keiner kann besser schreiben als er oder sie leSen kann“ findet man zuhauf.
Für ihr künstlerisches Schaffen wurde Steinwachs 1976 mit dem Kulturpreis der Stadt Erlangen ausgezeichnet. 1981 erhielt sie den Internationalen Hörspielpreis Unterrabnitz. Beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb erreichte sie 1985 den dritten Platz. 1988 wurde ihr der Förderpreis der Freien und Hansestadt Hamburg zugesprochen, 1991 ein New-York-Stipendum des deutschen Literaturfonds. Mit dem Hubert-Fichte-Preis 1995 und dem Writer in Residence Preis am University College Dublin des Deutschen Akademischen Austauschdienstes aus dem Jahr 1999 erfuhr ihr Werk weitere Anerkennung.
Mit „Musterknabenmädchen in Barcelona“ legte Ginka Steinwachs 2014 ihr 10. Buch im Passagen Verlag vor. Sie lebt in Berlin-Mitte, Wien und auf Mallorca.
Zugangsdatum | 2019 |
Umfang | 4 Archivboxen, 1 Großformatmappe |
Status | Systematisch geordnet |
Benutzung | Benutzbar |
Enthält | Werke, Korrespondenzen, Lebensdokumente, Sammelstücke, NL-Bibliothek, audiovisuelle Materialien |
Details | Inhaltsübersicht |
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