Im Laufe seiner langen Geschichte hat der Wiener Tierschutzverein zahlreiche Personen für ihre besonderen Leistungen rund um den Tierschutz geehrt. Aber gab es auch Auszeichnungen für Tiere?
Im Laufe seiner langen Geschichte hat der Wiener Tierschutzverein zahlreiche Personen für ihre besonderen Leistungen rund um den Tierschutz geehrt. Aber gab es auch Auszeichnungen für Tiere?
Ja! Tatsächlich wurden auch schon Tiere geehrt. Für Lebensrettungen und andere Heldentaten wurden sowohl Hunde als auch Katzen meist im feierlichen Rahmen mit Medaillen ausgezeichnet und mit Wurstketten bekränzt.
Wir starten unsere Recherche mit der Suche nach Bildern. Dafür bietet sich zunächst ÖNB Digital, der digitale Lesesaal der Österreichischen Nationalbibliothek, an. Mit dem Suchbegriff „Tierschutzverein“ und der Filteroption „Bild“ erhalten wir unter anderem folgende Fotografie:
Auch dieser Hund hat einem Menschen das Leben gerettet und sich dafür ein Ehrenhalsband verdient:
Ob die Tiere Halsband und Medaille immer mit Begeisterung entgegengenommen haben? Zumindest Hund „Rolf“ scheint das Prozedere nicht sonderlich begeistert zu haben. Für die stolzen Besitzerinnen und Besitzer dürften die Feierlichkeiten aber auf jeden Fall Grund zur Freude gewesen sein.
Einige Bildbestände wurden noch nicht digitalisiert und stehen daher noch nicht über ÖNB Digital zur Verfügung. Da wir für unsere Recherche auch analoge Fotografien berücksichtigen möchten, setzten wir unsere Suche im Online-Katalog QuickSearch fort.
Mit dem Suchbegriff „Tierschutzverein“ erhalten wir zahlreiche Treffer. Da wir uns an diesem Punkt der Recherche aber noch für Abbildungen interessieren, schränken wir die Ergebnisse mittels Filteroption auf Fotografien ein.
Die folgenden analogen Fotobestände sind in der Österreichischen Nationalbibliothek am Standort Bildarchiv und Grafiksammlung einzusehen. Auf einem Lichtpult können die ausgewählten Negative betrachtet und bei Bedarf mit einer Lupe vergrößert werden. Auf diese Weise erhalten wir Einblick in das Werk des Fotografen Fritz Kern, der zahlreiche Feiern des Tierschutzvereins besucht und bildlich festgehalten hat:
Deutlich größeres Interesse als an Medaillen und Ehrenhalsbändern dürften die Vierbeiner aber an den mit der Auszeichnung einhergehenden Leckereien gehabt haben…
Doch welche Geschichten stecken hinter solchen Auszeichnungen? Eine wichtige Informationsquelle für unsere Recherche stellt der „Tierfreund“, die Vereinszeitschrift des Wiener Tierschutzvereins, dar. Die erste Ausgabe erschien 1852, also bereits wenige Jahre nach der Gründung des Vereins im Jahre 1846. Seitdem informiert der „Tierfreund“ regelmäßig über Neuigkeiten rund um den Wiener Tierschutzverein (der seit letztem Jahr übrigens Tierschutz Austria heißt).
Zunächst jedoch noch ein kurzer Überblick über die Gründung des Wiener Tierschutzvereins: Am 8. Jänner 1846 erließ die Hofkanzlei das Dekret Nr. 42996, das die Gründung von Tierschutzvereinen ermöglichen sollte. Kurz darauf veröffentlichte der Dichter Ignaz Franz Castelli einen Aufruf in verschiedenen Zeitungen, in dem er Verbündete für die Gründung eines Vereins gegen die Misshandlung von Tieren suchte – mit Erfolg. Schon in den ersten zwei Monaten meldeten sich mehr als 2.500 interessierte Personen, aus denen das Gründungskomitee gebildet wurde. Am 10. März 1846 wurde die Gründung des Vereins beschlossen, der anfänglich noch den Namen „Niederösterreichischer Verein gegen Misshandlung der Tiere“ trug.
Im „Tierfreund“ finden wir erfreulicherweise auch Berichte über Tierehrungen, die weiterführende, für uns interessante Informationen enthalten. Über die Prämierungsfeier vom 9.10.1952 (siehe dazu auch Abb. 2) erfahren wir Folgendes:
„Neben der Prämiierung zahlreicher Organe der Exekutive (Polizei, Gendarmarie und Feuerwehr) fand die Auszeichnung dreier Schäferhunde einen besonderen Beifall. Auf Anregung unseres Konsulenten Harant verlieh ihnen die Vereinsleitung für ihre Lebensrettungen je ein Ehrenhalsband und die Rettungsmedaille; die Preisträger begrüßten die Gabe mit freudigem Gebell.“ (Der Tierfreund, Ausgabe 10/11/12 1952, S. 2)
Einige Ausgaben der Zeitschrift „Tierfreund“ wurden bereits digitalisiert und stehen über die Website der Österreichischen Nationalbibliothek zur Verfügung; alle anderen Jahrgänge können vor Ort in den Lesesälen der Bibliothek am Heldenplatz gelesen werden.
Ergänzend zum „Tierfreund“ interessiert uns auch die Berichterstattung weiterer Medien zu den tierischen Heldentaten. Die Datenbank ANNO (AustriaN Newspapers Online) enthält digitalisierte historische Zeitungen und Zeitschriften, die mittels Volltextsuche durchsucht werden können – z.B. nach Beiträgen und Meldungen zum Thema „Rettung durch Tiere“.
Für die Volltextsuche empfiehlt es sich, verschiedene Suchbegriffe zu kombinieren, so z.B. den Begriff „Tierschutzverein“ mit den Wörtern „Auszeichnung“, „ausgezeichnet“, „Ehrung“ oder „Lebensretter“. Auf diese Weise erhalten wir zahlreiche Ergebnisse (zu beachten ist allerdings, dass sich viele der Treffer auf die Ehrung von „Tierfreunden“, also Menschen, beziehen).
Berichtet wird hier unter anderem vom Schäferhund „Prinz“, der neben dem Ehrenhalsband des Wiener Tierschutzvereins auch weitere Auszeichnungen rund um den Vogelschutz (!) erhalten hat. Darüber hinaus erfahren wir auch von Lebensrettern in anderen Teilen der Welt, so beispielsweise von dem vom Berliner Tierschutzverein ausgezeichneten Dobermann „Strolch“ oder „Felix“, dem Hund der Chicagoer Feuerwehr:
Besondere Beachtung in den Medien finden auch die Leistungen der Lawinenhunde, wie die folgenden Beispiele zeigen:
Die Schäferhündin „Tin“ hat als Lawinenhund mehrere Menschen gerettet und wurde dafür vom Wiener Tierschutzverein mit einer Medaille ausgezeichnet. Auch der Lawinenhund „Lupo“ erhielt eine Rettungsmedaille:
Doch nicht nur in den verschneiten Bergen werden Hunde zu Lebensrettern; mit den Suchbegriffen „Hund Lebensretter“~10 finden wir in ANNO zahlreiche Meldungen über Hunde, die Menschen vor drohenden Gefahren im eigenen Haus retteten: in vielen Fällen wurden schlafende Personen von Hunden vor nächtlichen Bränden oder ausströmendem Gas gewarnt.
Viele Vierbeiner, die Rettungsaktionen im Privaten geleistet haben, wurden zwar nicht offiziell mit den Wurst-Ehrungsketten des Wiener Tierschutzvereins ausgezeichnet und haben vielleicht nicht so großen Ruhm erlangt; aber die Dankbarkeit ihrer Besitzerinnen und Besitzer – sowie eine extra Portion Leckerlis – ist ihnen gewiss!
Wir gratulieren dem Wiener Tierschutzverein ganz herzlich zum 175-jährigen Jubiläum!
Können wir Ihnen bei Recherchen helfen? Kontaktieren Sie unsere Bibliotheksexpert*innen:
Abt. Kundenservices, Leserberatung und Schulungsmanagement
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Persönlich: Mo.– Fr. 9.00 – 21.00 Uhr
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