Après-Ski – das waren noch Zeiten!

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29.01.2021
Geschichte in Geschichten
Zwei elegant gekleidete Frauen und ein Mann wandern durch den Schnee

In die Berg' do gibt's koa Sünd': Als das Après-Ski noch unschuldig war an Virusverbreitung, Overtourism und Umweltsünden. Begleiten Sie uns auf eine Zeitreise in die Anfänge des Wintertourismus in Österreich – ganz ohne Ballermann-Feeling; bei Alpenpanorama, modischen Schihasen, feschen Schilehrern und einem Heißgetränk an der Schneebar kommt die Stimmung von ganz alleine. Das Rezept zum Punsch dazu liefern wir frei Haus!

Autorinnen: Elisabeth Briefer und Caterina Seeböck

Abb. 1: Fremdenverkehrswerbung 1979

In die Berg' do gibt's koa Sünd': Als das Après-Ski noch unschuldig war an Virusverbreitung, Overtourism und Umweltsünden. Begleiten Sie uns auf eine Zeitreise in die Anfänge des Wintertourismus in Österreich – ganz ohne Ballermann-Feeling; bei Alpenpanorama, modischen Schihasen, feschen Schilehrern und einem Heißgetränk an der Schneebar kommt die Stimmung von ganz alleine. Das Rezept zum Punsch dazu liefern wir frei Haus!

Leidenschaft Skifahren – Genuss Après-Ski

Die Geschichte des „sich Bretter an die Füße Schnallens“ reicht nachweislich bis in die Bronze- und jüngere Steinzeit zurück. Das Wissen um die Beschaffenheit der „Hardware“ und die Technik des Schwingens wurde durch Beobachtungen vom hohen Norden aus über Kontinente hinweg verbreitet. Für viele Expeditionen, Wintererstbesteigungen von Bergen und selbst auf diversen Kriegsschauplätzen waren Ski oder auch Schneeschuhe ein adäquates Fortbewegungsmittel. Als Österreichische Skipioniere sind neben vielen anderen die folgenden zu nennen:

Abb. 2: Mathias Zdarsky (1856–1940)

Mathias (in der Literatur auch oftmals Matthias geschrieben) Zdarsky, ein Lilienfelder, hat beispielsweise die Entwicklung zum sportlichen Skilauf maßgeblich geprägt, Oberst Georg Bilgeri (1873–1934) war Alpin- und Skilehrer der österreichisch-ungarischen Armee und hat eigene Bergführerkompanien im 1. Weltkrieg initiiert. Die Grundlage des staatlich überwachten Skilaufunterrichts bildete der von Hannes Schneider (1890–1955) und Anton Tschon (1878–1954) entwickelte Skilehrplan von 1931.

Aber auch alpine Vereine trugen zu Beginn des 20. Jahrhunderts durch das Offenhalten ihrer Hütten dazu bei, den Wintersport und letztendlich auch den Wintertourismus zu etablieren. Sie bewirteten bereits die einkehrwilligen SportlerInnen als die Gasthäuser im Tal noch lange nicht auf diesen Zug aufgesprungen waren. Ganz logisch: die immer zahlreicher eintreffenden, schneebegeisterten TouristInnen wollten sich nach einem langen, anstrengenden und kalten Wintertag aufwärmen, den Tag Revue passieren und gesellig ausklingen lassen. Daran hat sich im Laufe der Zeit ja nicht viel verändert!

Die Suche nach Bildern

Auf der Suche nach bereits digitalisierten Beständen starten wir unsere Recherche in ÖNB Digital; die folgenden Suchbegriffe wurden verwendet: „apres-ski“, „skilehrer“, „schilehrer“, „skischule“.

Abb. 3: Der Piccolo vom Sporthotel Reisch in Kitzbühel lädt uns zum Skischulen-Ball ein – leider können wir nicht teilnehmen: Start nach unserer Pandemie-Sperrstunde…, 1951
Abb. 4: Die Eisbar vor dem Arlberghaus in Zürs und der herrliche Sonnenschein locken zur Einkehr, 1955
Abb. 5: Mondänes Après-Ski in Lech am Arlberg, 1955
Abb. 6: (K)ein Platz an der Wintersonne, Hahnenkamm, 1955

Traumberuf Skilehrer

Damals wie heute wollen Wintersportbegeisterte in die Technik des Skifahrens unterwiesen oder bei Wintertouren begleitet werden. Die Ausbildung zum „Skiführer“ (Skikurse für Bergsteiger) wurde erstmals von Alpinvereinen angeboten – quasi der Vorläufer zum heutigen Skilehrer. Ob hierbei auch die „Schuß-Bums-Technik“ gelehrt wurde, konnten wir nicht klären. Kennen Sie nicht? Diese Technik wird von Horst Tiwald wie folgt beschrieben: „… Damals bestand nämlich das Skilaufen darin, im steileren Gelände Schuß zu fahren, sich dann gewandt in den Schnee zu werfen, aufzustehen und das gleiche nochmals zu tun, bis man ins Tal gelangt war.“ 

Auf jeden Fall kannten und kennen auch heute noch die Skilehrer immer die gemütlichsten und besten Hütten, in die sich eine Einkehr lohnt.

Abb. 7: Schilehrer mit Schülerinnen auf der Ehrenbachhöhe, Kitzbühel, 1951
Abb. 8: Klischee juchee: ein Schilehrer wie aus dem Tourismusprospekt, Kitzbühel 1951
Abb. 9: Attraktion jedes Skiurlaubes: Show der örtlichen Skilehrer, Arlberg, 1958
Abb. 10: Oje, kleines Mädchen: hast Du Dich verletzt? Musst nicht weinen! 1960
Abb. 11: Ein Bild sagt mehr als 1.000 Worte: nächstes Jahr sind wir wieder dabei…, 1979

Schöne Landschaften, bekannte Persönlichkeiten, Ausrüstung und Outfit im Wandel der Zeit

Abb. 12: Unbekannte Dame in St. Anton/Arlberg, 1949
Abb. 13: In der Mitte der Aufnahme ist Wilhelm Furtwängler, Dirigent und Komponist mit Österreichbezug, zu sehen. St. Anton/Arlberg, 1941
Abb. 14: Barbara Hutton (Woolworth-Kaufhaus-Erbin) war 1937 zu Gast in St. Moritz/Schweiz –modisch gekleidet und mit Schiträger, versteht sich.
Abb. 15: Heute wie damals: 1925 war am „Wintersportplatz Semmering“ auch schon recht viel los, wie man auf dieser Postkarte sehen kann.
Abb. 16: Bad Gastein, 1951: Ob diese Herrschaften nun auf dem Weg zum Après-Ski sind?

Good to know

Sie sind eher an der Etymologie des Wortes „Après-Ski“ interessiert? Dann lohnt ein Blick in diverse Duden-Ausgaben, die Sie über unser Datenbank-Infosystem abrufen können. Zwei Varianten der Bedeutung werden angeführt, wobei sich die eine auf die „Unterhaltung, Vergnügen, Zerstreuung [nach dem Skilaufen] im Winterurlaub“ und die andere auf die „sportlich-saloppe, modisch-elegante Kleidung, die von Winterurlaubern im Allgemeinen nach dem Skilaufen getragen wird“ bezieht. Letztere Bedeutung belegen auch die Fotos, die sich im Bestand der Österreichischen Nationalbibliothek befinden:

Sehen und gesehen werden: das Après-Ski-Outfit

So ging Après-Ski damals stilvoll: ohne Schischuhe, „Helmfrisur“ und verschwitzter Funktionswäsche: Damen und Herren erschienen in eleganter Nachmittagsgarderobe zum geselligen Beisammensein.

Abb. 17: 1953: Herbstmodell des Wiener Modehauses Neumann: ein eigenes Après-Ski-Ensemble
Abb. 18: Après-Ski an der Bar in St. Anton am Arlberg, 1940
Abb. 19: Ein Schnappschuss in einer Bar von St. Anton am Arlberg, 1940

Die aktuelle Mode wurde damals wie heute in Zeitungen und Zeitschriften präsentiert. Diese Auszüge haben wir in ANNO, unserem digitalen Lesesaal für historische Zeitungen und Zeitschriften, gefunden:

Abb. 20: Schikostüm aus dunklem Loden anno 1929
Abb. 21: Das interessante Blatt, 1929 gibt uns mahnende Worte mit auf den Weg: „Es hat gar keinen Sinn wenn man wirklich ernstlichen Sport betreiben will, in einem Kostüm herumzulaufen, das den geringsten Wetterunbilden nicht gewachsen ist und auch nur in der Halle eines Hotels gut wirkt“.

Beim Après-Ski wärmstens empfohlen – Punsch und Glühwein

Das Heißgetränk Nummer 1 auf den Pisten ist unumstritten der Glühwein oder auch der Punsch. Wussten Sie, dass Glühwein ursprünglich als Medizin verabreicht wurde und Rezepte bereits vor über 4.000 Jahren erstmals auf Papyri niedergeschrieben worden sind?

1796 finden wir in ANNO einen Bericht in den „Göttingische Anzeigen von gelehrten Sachen“, worin die Einnahme von Glühwein gegen Faulfieber empfohlen wird.

Glühwein gab es lange Zeit auch nur auf Rezept, wobei unter anderem selbiger sogar eine Ärzterevolution in Norwegen auslöste, weil der dortige Minister für soziale Fürsorge „(…) auf den unseligen Gedanken verfiel, den Apothekern den Verkauf von Glühwein auch gegen Rezept zu verbieten.“:

Abb. 22: Neues Wiener Journal, 14. September 1918, Seite 13

Die Punschzeit ist ja noch lange nicht vorbei! Sollten Sie daher noch auf der Suche nach Rezepten sein, empfehlen wir eine Recherche in ANNO mit den Suchbegriffen „punsch rezept“~10 oder „glühwein rezept“~10 bzw. punschrezept. Dort findet sich so manch interessante, lustige und jedenfalls angesichts der Mengen der eingesetzten Alkoholika für wohlgeeichte SportlerInnen geeignete Mixtur. Orangenblütenpunsch, kalten Ananaspunsch, königlich köstlichen Kaiserpunsch & Co.:

Abb. 23: Die Hausfrau: Offizielles Organ der Reisorganisation der Hausfrauen Österreichs, 1937, Heft Feb., Seite 32
Abb. 24: Kaiserpunsch-Rezept in Neues Wiener Journal, 29. Oktober 1922, Seite 8

Die Recherche nach Literatur

Wenn Sie tiefer in die Materie vordringen möchten, empfiehlt sich eine Recherche in unserem Bestandskatalog QuickSearch mit den Suchbegriffen „skifahren geschichte“ und eine Einsichtnahme in unseren Buchbestand. Mit der Recherche nach „après ski“ stoßen Sie nebenbei bemerkt auf Kurzweiliges von Klaus Eckel oder auf Spannendes von Birgit Pichler. Hinweise zur Buchbestellung, Benützung unserer Lesesäle und aktuelle Öffnungszeiten finden Sie auf unserer Website.

Aktuelle Zeitungsartikel zum Thema bietet die lizensierte Datenbank wiso Praxis Presse. BibliothekskartenbesitzerInnen der Österreichischen Nationalbibliothek, mit der Sie Zugang zu einschlägigen Zeitungsartikeln in- und ausländischer Quellen der letzten ca. 30 Jahre haben.

Mit Erich Kästner’s Gedicht „Maskenball im Hochgebirge“, das auf humorvolle Weise Pro und Kontra zum Thema Après-Ski beschreibt, wollen wir unsere Bilderschau beenden und wünschen Ihnen noch einen schönen Winter 2021:

Abb. 25: Gesucht mittels Volltextsuche in unserem Bestandskatalog QuickSearch – Phrasensuche mit: „maskenball im hochgebirge“. Gefunden in: Der Tag, 10. Jänner 1937, Seite 20

Über die Autorinnen: Elisabeth Briefer und Caterina Seeböck sind MitarbeiterInnen der Abteilung Kundenservices, Leserberatung und Schulungsmanagement innerhalb der Hauptabteilung Benützung und Information.

Können wir Ihnen bei Recherchen helfen? Kontaktieren Sie unsere Bibliotheksexpert*innen:

Abt. Kundenservices, Leserberatung und Schulungsmanagement
Josefsplatz 1
1015 Wien

Persönlich: Mo.– Fr. 9.00 – 21.00 Uhr
Tel.: +43 1 534 10-444
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