Autorin: Susanne Zimmer
Abb. 1: » Konservenfabrik (1952)
Die Konserve ist heute gefragter denn je! Wie man in aktuellen Tagesmedien zum Ansturm auf gewisse Konsumgüter liest, scheint sich der Kaufrausch auf Waren der „k.u.k.-Kategorie“ zu konzentrieren: Klopapier und Konservendosen wandern in teilweise rauen Mengen über den Ladentisch. Umsatzsteigerungen verzeichnet demzufolge auch das Nahrungsmittelunternehmen Inzersdorfer (Näheres dazu in einem aktuell erschienenen Artikel zum » Boom der Konservendose in Krisenzeiten).
Ein kleiner Exkurs vom Konserven- ins Nudelfach: Inzersdorfer hat anno dazumal nicht nur Konserven produziert, sondern auch Nudeln. „Echte Eier-Bandnudeln“ hätten jetzt wohl viele nebst Klopapier und Konserven auch gern „heimisch in jedem Haus“:
Abb. 2: » Inzersdorfer Eier-Nudeln (um 1937)
Die Konservendose, erfunden während der napoleonischen Kriege, erlebte erst später ihre Blütezeit, besonders geschätzt wurde sie während des Zweiten Weltkriegs und ab den 1950ern als praktikable Form der Nahrungsgrundversorgung während der boomenden Campingurlaube. Anfang der 1960er-Jahre lächelte der beliebte österreichische Schauspieler Gunther Philipp mit zwei Konservenklassikern für Werbeplakate von Inzersdorfer in die Kamera – überzeugen Sie sich von der einnehmenden Werbung am besten über unseren Katalog » QuickSearch, indem sie über das Drop-Down-Menü im Suchfeld den Filter auf „Bilder und Grafiken“ stellen und dann nach „» Inzersdorfer“ suchen.
Aber bevor die Blechdose beworben werden konnte, musste sie zunächst einmal produziert werden. Einen Moment der Dosenproduktion zeigt die Schwarz-Weiß-Fotografie zu Beginn des Textes, nämlich das Herausnehmen der sterilisierten Dosen aus der Kühltrommel in einer Konservenfabrik anno 1952. Was sich in den Konserven befindet, kann man auf diesem Foto freilich nicht erkennen – aber auch auf folgender Aufnahme muss man schon sehr genau schauen, um festzustellen: es geht um die Gurke!
Abb. 3: » Konservenfabrik. Produktion von Gurkenkonserven: Die Dosen rollen am Laufband zum Essigfülltisch (1952)
Ein nicht erst seit der Nachkriegszeit in haltbar gemachter Form beliebtes Gemüse. „Als Konserve vor der Gurke alle Achtung“, befand schon 1909 das » Neue Wiener Journal. Auf diesen Treffer stößt man im digitalen Zeitungslesesaal der Österreichischen Nationalbibliothek » ANNO. Hier sollten Sie unbedingt recherchieren, wenn Ihr Interesse über historisches Bildmaterial zu Gurken und Konserven hinausgeht und Sie sich gerne auch in frühere Zubereitungstipps und Verzehrempfehlungen in diversen historischen österreichischen Zeitungen und Zeitschriften einlesen möchten. Zusammenhängend sucht man nach diesen beiden Begriffen am besten mit der Abstandssuche: diese ermöglicht es, eine mitunter sehr hohe Trefferanzahl einzuschränken. Zugegeben: wenn Sie die Begriffe „Gurke“ und „Konserve“ in den Suchschlitz eingeben (und dadurch sämtliche Treffer erhalten, in denen die Wörter „Gurke“ und „Konserve“ in einem beliebigen Abstand innerhalb eines Textes vorkommen), ist die Trefferanzahl auch so überschaubar: 76 Treffer ergibt diese Suche. Geben Sie jedoch „Gurke Konserve“~5 ein, dann dürfen zwischen Gurke und Konserve nicht mehr als 5 Wörter liegen. Wenn Sie noch präziser recherchieren, tippen Sie Folgendes in den Suchschlitz ein: „Gurke* Konserve*“~5
Das Sternchensymbol wird hier als Platzhalter verwendet, um grammatikalische Variationen und weitere Wortabwandlungen in die Suche einzubeziehen ─ weil ja nicht nur die einzelne Gurke oder Konserve im Singular von Interesse ist, sondern auch Texttreffer zu GurkeN und KonserveN oder sogar KonserveNDOSEN relevant sind.
Auch wenn die Gurke auch heute noch gerne in eingelegter Form konsumiert wird, so dürfte mancher Genuss von damals nur mehr wenig geläufig sein. Im hauswirtschaftlichen Teil der » Deutschen Frauen- und Modezeitung von 1908 erfährt die geneigte Leserin über die „Gurke und ihre Verwendung“, dass man aus ihr auch Gurken-Kompott und Gurken-Sauce herstellen kann. In welcher Zubereitung auch immer ─ wichtig war ein möglichst lange währender Gurkengenuss, wofür etwa die » Agrarische Post 1943 Salz- oder Senfgurken empfahl, denn: „Jede Hausfrau wird ihr Augenmerk auch darauf richten, Gurken haltbar zu machen.“ Neben Gurken galt es natürlich, auch anderes Gemüse zu konservieren. Dass man in (Jahres-)zeiten, wo marktfrisches Gemüse kaum erhältlich war, ohne Skepsis und Angst vor Nährstoffverlusten auf Konservenware zurückgreifen kann, davon musste erst so manche Hausfrau überzeugt werden. Was das » Neue Wiener Tagblatt 1939 mit einem Artikel zur Propagierung des Konsums von konserviertem Gemüse und mit dieser fröhlichen Illustration versuchte:
Abb. 4: Artikel "Gemüse - konserviert. Auf der Jagd nach Vitaminen." Neues Wiener Tagblatt (22.3.1939)
Historische Zeugnisse von Anleitungen zum Einlegen und Haltbarmachen von Gemüse gibt es in ANNO reichlich ─ natürlich ist das Thema Konservieren aber weder dem Gemüse im Allgemeinen noch den Gurken im Speziellen vorbehalten; 1917 listete das » Blatt der Hausfrau verschiedene Fleischkonservierungsrezepte auf. Dass bei rohen Wurst- und Fleischwaren Vorsicht geboten ist, war und ist bekannt (welche Tipps man beim „Eindosen“ von Fleisch beachten sollte und warum eine rohe Verarbeitung sogar empfehlenswert ist, beschreibt 1937 die Zeitschrift » Landheimat). Aber auch beim grünen Gurkengemüse war man lieber achtsam, wenn man es in unverarbeitetem Zustand verzehrte. Die rohe Gurke galt nämlich als wenig bekömmlich. Schlagen Sie im » Grimm'schen Wörterbuch online nach, hier lesen wir im Eintrag zu » Gurkensalat, dass dieser „bei vielen ärzten in einem schlechtem credit [steht] (wegen seiner schweren bekömmlichkeit)". Die Brüder Grimm zitieren daraufhin Hoffmann von Fallersleben:
"gute antwort kann mancher magen
noch weniger als gurkensalat vertragen"
(Aus: August Heinrich Hoffmann von Fallersleben: » Mein Leben. Aufzeichnungen und Erinnerungen. Band 6. Alle » sechs Bände dieser Lebensbeschreibung finden Sie in gesamter Länge online ─ wann wäre die Zeit für so ein Lesevorhaben, wenn nicht jetzt!)
Wenn Sie diese epochale Biographie im Moment nicht lesen möchten, vielleicht wollen Sie ja stattdessen via Bildersuche im » Katalog QuickSearch ein paar optische Eindrücke von Hoffmann von Fallersleben sammeln?
Ob dem Schriftsteller hier der Gurkensalat auf den Magen schlug?
Abb. 5: » Hoffmann, August Heinrich
Nutzen Sie diese Recherchemöglichkeit auch, um weitere Porträts von Berühmtheiten oder auch von prominenten Gurken zu finden, wie etwa dieser Sorte namens "Gemeine Gurke":
Abb. 6: » Gemeine Gurke. Abbildungen aller medizinisch-ökonomisch-technischen Gewächse, Band 6: Cucumis sativus. (1817)
Apropos Gemeine Gurke: Gemeines wurde der Gurke erst vor wenigen Jahren nachgesagt. Ähnlich wie uns jetzt das Corona-Virus beschäftigt, war im Jahr 2011 zwar kein Virus, sondern ein Bakterium in aller Munde (oder hoffentlich eben gerade nicht): der EHEC-Erreger. Erinnert man sich an diese Infektionskrankheit zurück, kommt einem unweigerlich die Gurke in den Sinn, denn diese wurde als vermeintlicher EHEC-Träger identifiziert.
Abb. 7: » EHEC-Keim: Kontrollen in Österreich. Kontrolle im Mai 2011 von Bio-Gurken in einem Bio-Geschäft in Wien durch den Sprecher des Wiener Marktamts Alexander Hengl.
Durch die EHEC-Krise fiel der Gemüsekonsum drastisch in den Keller, von der generell als gefährlich betrachteten Rohkost geriet in diesen Zeiten aber vor allem die Gurke in Verruf. Ihr Absatz brach radikal ein. Allein der größte österreichische Gemüseproduzent LGV-Frischgemüse sprach von über 1,6 Millionen entsorgten Gurken. Das grüne Gemüse konnte sich aber rasch rehabilitieren, als eine andere Infektionsquelle bestätigt wurde: „» Es war die Sprosse und nicht die Gurke“, gab der Standard schon am 11. Juni 2011 Entwarnung. Und bereits etwas mehr als einen Monat später berichtete der Kurier über: „» Das Comeback der Gurke“ (diese und weitere Artikel zur EHEC-Krise über die Volltextdatenbank » wiso presse). Gemeinsam ist den Infektionskrankheiten Covid 19 / EHEC das durch sie ausgelöste, gestiegene Hygieneverhalten der ÖsterreicherInnen. Im Zuge der EHEC-Krise hat sich das Bewusstsein für Hygiene innerhalb der eigenen vier Wände (Küchenhygiene!) als auch im Zusammenleben mit den Mitmenschen eindeutig geschärft. Und auch in der aktuellen Situation hat sich wohl mittlerweile überall herumgesprochen: Händewaschen ist eine der wichtigsten Vorsichtsmaßnahmen! In diesem Sinne, waschen Sie bitte Ihre Hände ─ vor und nach dem Gurkenkonsum. Und auch zwischendurch. Bleiben Sie gesund! Und recherchieren Sie gerne » in unseren digitalen Portalen nach Konserven und Ihrem Lieblingsgemüse. Es müssen ja nicht immer Gurken sein.
Über die Autorin: Susanne Zimmer ist Mitarbeiterin der Abteilung Bereitstellungsservices und Magazine der Hauptabteilung Benützung und Information.
Können wir Ihnen bei Fragen zu diesem oder einem anderen Thema helfen? Kontaktieren Sie unsere BibliotheksexpertInnen:
Abt. Kundenservices, Leserberatung und Schulungsmanagement
Josefsplatz 1
1015 Wien
Persönlich: Mo.-Fr. 9 – 21 Uhr
Tel.: +43 1 534 10-444
information[at]onb.ac.at
» Live-Chat: Mo.-Fr. 9 – 21 Uhr
» Workshops und Seminare zur Verbesserung Ihrer Rechercheergebnisse
Bitte beachten Sie die Öffnungszeiten zu den Feiertagen.