Die Karte, bestechend in ihrer ästhetischen Perfektion, besitzt weder Titel, noch Datierung oder Autorenvermerk, weist aber die Handschrift eines sehr geübten Zeichners auf. Ihre Herkunft aus der „Ambraser Sammlung“ fixiert eine Entstehung vor 1595, dem Todesjahr von Erzherzog Ferdinand II. von Tirol.
Die Karte reicht von Venedig bis Bursa und von der Donau bis zum Golf von Korinth. Es gibt keinerlei Eintragungen nördlich der Donau und im Inneren Italiens. Die Landmassen und Inseln sind unkoloriert, sie zeigen den Farbton des Pergaments. Dazu in Kontrast stehen die Flüsse und Meere mit stark deckendem Kolorit. Die Landflächen sind durch das Gewässernetz, Maulwurfshügel zur Geländedarstellung und eine Fülle von Ortsvignetten mit sehr individuellem Erscheinungsbild geprägt.
Ein auffälliges Merkmal sind die vielen Brückenabbildungen. Die Gestaltung der Küstenregionen zeigt große Affinität zu Seekarten im Portulanstil (Schreibweise der Toponyme, Hervorhebung der Küstenkonturen und Inseln, Markierung bedeutender Häfen durch rote Beschriftung sowie die lagerichtige Darstellung der Balkanhalbinsel). Beschriftungen und Namensgut wurden zum Teil in Latein, italianisierten Formen und im Küstenbereich auch im venezianischen Dialekt (Venexia, Lixia) festgehalten.
Die Bezeichnung von Regionen, Flüssen, Gebirgen und großen Städten erfolgte in Kapitälchen, alle anderen Eintragungen und Ortsnamen in einer minuskelhaften Schrift.
Mit Sicherheit können eine italienische Herkunft bzw. italienische Karten als direkte Vorlagen angenommen werden. Weitreichende Ähnlichkeiten lassen sich zu der gestochenen Balkankarte von Francesco Roselli konstatieren. Roselli (1447–nach 1513) wirkte als Miniaturmaler am Hofe des Matthias Corvinus und als Kartenzeichner und Verleger in Florenz.
Aufgrund einer gesetzlich vorgeschriebenen Betriebsversammlung öffnen alle Benützungseinrichtungen der Österreichischen Nationalbibliothek (Lesesäle am Heldenplatz und Sammlungen) am Donnerstag, 21. November 2024, erst um 11.30 Uhr.
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