Joseph Daniel von Huber (1730/31–1788) erhielt seine Ausbildung an der Militär-Ingenieur-Akademie in Wien, nahm am Siebenjährigen Krieg teil, und wurde dann im Rahmen der Josephinischen Landesaufnahme in Böhmen und Mähren eingesetzt. 1769 legte Huber Kaiserin Maria Theresia einen mehr als fünf Quadratmeter großen perspektivischen Plan der Stadt Prag vor. Er hatte diesen in seiner Freizeit und auf eigene Kosten auf der Grundlage eines ebenfalls von ihm angefertigten Grundrissplanes gezeichnet. Huber wollte sein Werk gerne veröffentlichen, was ihm aber unter Hinweis auf militärische Geheimhaltung nicht gestattet wurde.
Die Kaiserin kaufte dieses einzigartige Objekt jedoch aus ihrer Privatschatulle an und übergab es der Hofbibliothek. Darüber hinaus beauftragte sie Huber mit der Anfertigung eines ebensolchen Planes von Wien (heute in der Albertina), der bald nach Fertigstellung als Kupferstich publiziert werden durfte. Diese Prag-Ansicht ist die weitaus attraktivste und detaillierteste Gesamtdarstellung der barocken Stadt im 18. Jahrhundert. Die Gebäude wurden auf dem nicht verzerrten Grundriss senkrecht nach oben und proportional zu ihrer wirklichen Größe dargestellt.
Beeindruckend ist die Feinheit der Federzeichnung, das von links einfallende Licht, das die Plastizität durch starke Schatten zusätzlich erhöht, die Fußgänger, Reiter, Kutschen, Militärkolonnen, die Straßen und Plätze bevölkern. Die Vogelschauansicht enthält neben umfangreichen Beschriftungen eine Buchstaben- und Zahlenlegende von 100 Positionen. Die Nomenklatur ist sehr verlässlich, die Zeichnung derart genau, dass sogar Ziergiebel von hinten dargestellt wurden. Realismus und topographische Genauigkeit verbinden sich hier mit der Vermittlung der atmosphärischen und ästhetischen Ausstrahlung dieser Stadt.
Der Plan ist seit 2016 Teil des österreichischen Dokumentenerbes (Memory of Austria).
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