Von der in Sevilla in der Casa de la Contradación verwahrten und auf aktuellem Stand gehaltenen, offiziellen Weltkarte konnten nur mit ausdrücklicher Genehmigung Kopien angefertigt werden. Die vorliegende Karte im Portulanstil ist eine solche –gezeichnet von Sancho Gutiérrez, dem piloto mayor (Chefkartograph), für Kaiser Karl V.
Als Quelle dienten Ptolemäus und zeitgenössische Reiseberichte. Die Karte beginnt im Westen bei den Philippinen und endet an der Ostküste Ostasiens.
Das Landesinnere wurde reich ausgestaltet: phantastische Tiere, Menschen, Pflanzen füllen jene Gegenden, über die keine geographischen Informationen vorlagen.
Die Trennungslinie des Vertrages von Tordesillas ist markant eingezeichnet. Die alte Welt wurde traditionell wiedergegeben – in Europa ist vieles infolge starker Beanspruchung nur noch schwer lesbar. Afrika wird durch den nach ptolemäischer Vorstellung gestalteten Nil dominiert.
Am interessantesten erscheint Südamerika. In die ursprüngliche Darstellung wurde ein auf neuen Erkenntnissen basierendes Kartenbild gezeichnet. So erscheint der Amazonas zweimal: die erste Variante mit kurzen Quellflüssen, die sich erst knapp vor der Mündung vereinigen und die zweite in Form einer Schlangenlinie, die auf der Erstbefahrung durch Francisco de Orellaña (1541) beruht.
Auch die Westküste Südamerikas wurde zweimal wiedergegeben: die ältere Küstenlinie zeigt eine viel zu breite Landmasse mit einer stumpfen Südspitze, die jüngere beruht auf den Berichten von Almagro und Valdivia. Eine weitere Spezialität ist die bandförmige Inschrift, die von Acapulco zu den Philippinen verläuft und die Segelrouten im Pazifik beschreibt. Erst 1565 fand Andrés de Urdaneta die Route von Asien zurück nach Amerika, in der Westwindzone bei 40° N, vorbei an Japan bis Kalifornien.
Aufgrund einer gesetzlich vorgeschriebenen Betriebsversammlung öffnen alle Benützungseinrichtungen der Österreichischen Nationalbibliothek (Lesesäle am Heldenplatz und Sammlungen) am Donnerstag, 21. November 2024, erst um 11.30 Uhr.
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