Peter Glaser, geboren am 30. 6. 1957 in Graz, Schriftsteller und Journalist, lebt seit 2000 in Berlin. Ein Jahr vor der Matura verließ der Schüler, der bereits Erzählungen schrieb, das Gymnasium und folgte 1980 einem steirischen Freund, dem Musiker Xao Seffcheque, nach Düsseldorf. Die Rheinmetropole gehörte damals zu den Zentren der jungen musikalischen Gegenkultur, deren vitale Unmittelbarkeit Glaser nachhaltig beeindruckte. In diesem kreativen "Verschwende deine Jugend"-Ambiente verdiente er sich seinen Lebensunterhalt als Setzer und Mitarbeiter des Stadtmagazins Überblick und avancierte, vor allem durch das zusammen mit Niklas Stiller verfaßte Buch "Der große Hirnriss" (1983) zum "Begründer und Theoretiker der New Wave in der deutschen Literatur" (Rolling Stone). Den gängigen Literaturbetrieb, dem er in seinen Texten mit der Lust provokativer Affirmation und einer Neubewertung des vermeintlich Trivialen (James Bond, Donald Duck, Johannes Mario Simmel), mit Ironie und vor allem Witz, eine ordentliche Abfuhr erteilte, konfrontierte er auch aktionistisch als "Poetronic". Später depersonalisierte er eigene Lesungen durch die Präsenz eines Computers, der ihn als Vortragenden ersetzte. Glasers kaustisches, noch in Düsseldorf entstandenes Literatur-"Explosé" mit dem Titel "Zur Lage der Detonation" erschien 1984 als Vorwort der Anthologie "Rawums. Texte zum Thema", als Glaser bereits nach Hamburg übersiedelt war. In der Hansestadt festigte sich auch endgültig - wie ihm Der Spiegel attestierte - sein Ruf als "Chronist des deutschen Computeruntergrundes", als Chefredakteur des "Chaos Computer Club"-Organs Datenschleuder. Später wurde er redaktioneller spiritus rector des stern-Magazins Konr@d. Der Mensch in der digitalen Welt. Glasers andauernde Beschäftigung mit EDV und dem aufkommenden Internet dokumentiert sich auch in seinen Büchern "Kopier mich!" (1991), "Kopier mal wieder!" (1995) und "24 Stunden im 21. Jahrhundert" (1996).
"Stories" legte Glaser 1985 unter dem Titel "Schönheit in Waffen" vor, denen im April 1986 "Vorliebe", das erzählerische "Journal einer erotischen Arbeit", folgte. Eine wahre Fan-Gemeinde eroberte er als Kolumnist verschiedener Zeitschriften wie Szene und Tempo (beide Hamburg) mit Glossen über "Neues im Westen", von denen eine Auswahl als "Glasers heile Welt" 1988 bei Kiepenheuer & Witsch erschien. Zu eben dieser Zeit wurde sein bisher einziges Schauspiel in Graz und Hamburg aufgeführt. Bereits der Titel des Stücks, "Die Osiris-Legende", verweist auf eine weitere Leidenschaft Glasers, sein Interesse an Ägypten: Seit Jahren arbeitet er an einem Roman über die Nase der Sphinx. Und keineswegs zufällig bewegt sich somit die "Geschichte von Nichts" (Titelstory des gleichnamigen Erzählbands), mit der er 2002 den Klagenfurter Ingeborg Bachmann-Preis gewann, zwischen Kairo und Hamburg. Der Erzählung, die um den 11. September 2001 in nur marginaler Andeutung an die Ereignisse dieses Tages spielt, merkt man an, daß Glaser im Lauf der Zeit bedächtiger geworden ist. Seine schriftstellerischen Qualitäten und Eigenarten haben dadurch nichts eingebüßt; nach wie vor pflegt er das sprachlich genau sezierte Detail, dem groteske, slapstickhafte Szenarien gegenüberstehen können. Typisch 'glaserisch' sind weiterhin Wortspiel ("Güterdämmerung") und Witz ("Araber sprechen von rechts nach links"), stilitisch vor allem auch der "Wie"-Vergleich, über den oft grelle und ausdrucksstarke Bilder entstehen, etwa wenn beschrieben wird, dass ein Stahlhaken, "am Ende des Seils hing, wie ein großes, totes Fragezeichen".

Vorlass

Zugangsdatum 2004
Umfang 4 Archivboxen, 2 Plakate
Status Systematisch geordnet
Benutzung Eingeschränkt benutzbar
Enthält Werke, Korrespondenzen, Lebensdokumente, Sammelstücke
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Details Inhaltsübersicht
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