Ursprünglich als gemeinnützige Selbsthilfevereinigungen auf Grund einer Privatinitiative gegründet, haben die Sparkassen seit 1925 – und andere Geldinstitute später – fast alle Jahre wieder die Bevölkerung dazu animiert, ihre Sparstrümpfe und –schweinderln zu plündern, Polster und andere Verstecke zu lüften um das Ersparte am 31. Oktober zur Bank zu bringen.
Abb. 1: Auszug aus: » Salzburger Wacht, 30.10.1925, Seite 8:
Der bereits 1924 entstandene Gedanke, einen internationalen Tag des Sparens zu nominieren, wurde während des 2. Weltkrieges und die Jahre danach, die durch Not und Entbehrungen geprägt waren, obsolet. Doch ab 1949 wurde das Schul- und Jugendsparen ins Leben gerufen, Sparvereine schossen wie (Glück versprechende) Pilze aus dem Boden und nach einer 14-jährigen Pause sollte es wieder soweit sein: 1952 wurde das Volk ermuntert seine Notgroschen am Sparbuch vermehren zu lassen. In späterer Folge gab es nicht nur den Weltspartag, sondern auch die Weltsparwoche.
Zuerst strömte der Geldfluss verhalten – und dann kam er: der Sparefroh! Ein witziger, wandelbarer Animateur, der besonders bei Kindern die Freude am Sparen wecken sollte. Seit 1955 im Einsatz versuchten er und später auch seine Kumpels Sumsi (Biene), Hippo (Nilpferd), Goldi (Hamster) und Bulli (Hund) nicht nur Kinder zur Bank zu locken.
Abb. 2: Leihgabe von » Renate Steinkellner an das » Haus der Geschichte Österreich/ Foto: hdgö / Markus Guschelbauer
Abb. 3: » unbekanntes Mädchen mit Sparefrohsparbüchse
Die Suche im Online-Katalog » QuickSearch starten wir mit dem Suchbegriff „Weltspartag“ und erhalten eine Treffermenge von ca. 80 Ergebnissen, die wir – weil wir uns in das Thema erst einlesen möchten – auf der rechten Bildschirmseite filtern: nämlich mit der Einschränkung auf das Medium „Buch“.
Abb. 4: » Suche in QuickSearch und „Ergebnisse verbessern“
Die Treffermenge von 12 Büchern können » BesitzerInnen einer Benützungskarte sogleich » zur Einsichtnahme bestellen.
Leider dürfen aus urheberrechtlichen Gründen keine Abbildungen aus diesen Publikationen gezeigt werden, aber Zitate sind erlaubt.
Bei der Sichtung springt das 1974 erschienene, bunt illustrierte » Extrablatt der Wiener Sparkassen zum Weltspartag mit einem informativen Beitrag über die Geschichte des Weltspartags und die Geschehnisse anlässlich dessen „Kickoff” in Mailand am 27. Oktober 1924 ins Auge. Auf Seite 6 ist zu lesen: „(…)Es geht ziemlich heiß her, sachlich und engagiert. (…) Thema: Werbung für das Sparen unter besonderer Berücksichtigung der arbeitenden Klassen und des Mittelstandes.“ Das Ergebnis des Ersten Internationalen Sparkassenkongresses beinhaltet die Empfehlung am 31. Oktober „besonders die Internationalität des Spargedankens (…)“ zu feiern. Der Weltspartag war geboren und wurde mit der Headline „Der erste Weltspartag: Eine Idee wie eine Bombe” gefeiert!
Sehenswert sind ebenda die Seiten 10 und 11, denn an dieser Stelle werden Weltspartagsgeschenke unterschiedlicher Jahre drapiert und dokumentiert. Hand aufs Herz und unter uns „best agern“: wer von uns hat keine Weltspartagspräsente zu Hause? Lineale, Salz- und Pfefferstreuer, Taschenmesser, Jausenbretter aus Holz mit Stoffserviette und Messer, Stamperl, Schlüsselanhänger, Topfhandschuhe und –untersetzer, Korkenzieher und Flaschenöffner, Feuerzeuge und Geldbörsen …
Wir outen uns mit diesem privaten Foto:
Abb. 5: Privatfoto: Elisabeth Briefer
Nachweislich ist das Salatbesteck ein Weltspartagsgeschenk anno 1967!
In der Hochschulschrift von » Isolde Kraus mit dem Titel „Die Slogans des Weltspartages” aus dem Jahr 1967 findet sich auf Seite 4 das Sparkassenregulativ aus dem Jahr 1844, §1: „Die Bestimmung der Sparkassen besteht darin, den minderbemittelten Volksklassen Gelegenheit zur sicheren Aufbewahrung, Verzinsung und allmählichen Vermehrung kleiner Ersparnisse darzubieten, dadurch aber den Geist der Arbeitsamkeit und der Sparsamkeit bei den selben zu beleben.“ Der Gründungsgedanke dieser Institution ist löblich: „… sie sollten vor allen Dingen der unbemittelten arbeitenden Bevölkerung durch rechtzeitige Vorsorge zu wirtschaftlicher Sicherheit und Unabhängigkeit verhelfen.“
Die österreichische Erzählerin Trude Marzik hat sogar in ihrem Werk „» Hin und wieder.” ein Gedicht zum Weltspartag veröffentlicht, welches hier in einem Auszug zitiert werden soll:
Weltspartag
Sparn tan immer nur die Klanen
(weilsd des als Klaner lernst)
Und die nehmen, ‘s is zum Wanen,
Was ma ihna vorbet, ernst. ...
Aus dem Nähkästchen plaudert der Journalist Harald Nachförg in „» Kannst dich noch erinnern?” über seine Erfahrungen mit dem alljährlichen Schlachten des Porzellanschweinchens und der Autor » Reinhard Kriechbaum erwähnt den Weltspartag sogar in seiner Publikation unter dem Aspekt des Brauchtums in Österreich.
Wenn Sie am Werdegang von Franz Vranitzky interessiert sind, dann sollten Sie unter anderem auch „» Auf der Überholspur. Zeitzeugen über das Goldene Zeitalter der österreichischen Wirtschaft” lesen. Darin beschreibt er ab Seite 216, wie er am Weltspartag 1980 von seiner Versetzung von der CA zur Länderbank erfuhr.
Bei der Recherche nach Fotos empfiehlt sich in » ÖNB Digital die Eingabe der Suchbegriffe „weltspartag” oder auch „sparefroh”. Hier ein paar Gustostücke:
Abb. 6: » Josef Klaus mit dem Sparefroh, 1967
Abb. 7: » Gut gefüllte Bankfiliale zum Weltspartag, um 1960
Abb. 8: » Fleißige Sparerin am Weltspartag, 1986
Abb. 9: » Ein angehender Millionär befördert sein Sparschwein ins Jenseits, 1989
Abb. 10: » Die Freude über die Weltspartagsgeschenke scheint groß zu sein
Viele Werbeplakate zum Weltspartag finden wir bei der Recherche in » QuickSearch:
Abb. 11: Dieses Plakat zum » Weltspartag von 1952 ist das erste nach mehrjähriger kriegsbedingter Pause.
Abb. 12: heutzutage undenkbar: bis 9% Zinsen! » Ein Werbeplakat aus 1989.
Abb. 13: » Plakatwerbung aus dem Jahr 1987: DIE ERSTE und eine junge hübsche Dame laden zum Feiern des Weltspartages ein.
In der » Volltextsuche von » ANNO findet sich beispielsweise bei Eingabe des Suchbegriffes „sparefroh” ein umfangreicher Artikel von Robert Hoffmann mit dem Titel: „Kult des Sparens. Sparwerbung und Spargesinnung im Spiegel des Weltspartags 1952-2006", der » online abgerufen werden kann.
Darin wird unter anderem auch die Bewerbung des Weltspartages beschrieben, die jährlich unter einem neuen Motto stand. Der zugehörige Slogan appellierte zumeist ein wenig moralinsauer an die Verantwortung der SparerInnen: „Sparen – sich selber helfen”, „Sparen – frei sein”, „Sparsinn ist Familiensinn”, „Sparen – erwerben ─– besitzen", „Vergiss Dein Sparbuch nicht” ...
Die Recherche nach „weltspartag” in » ANNO ergibt über 500 Treffer – wir möchten eine Auswahl präsentieren:
Abb. 14: Bewerbung in der » Kronen-Zeitung für den 1. Weltspartag 1925
Abb. 15: Die andere Form der Ersparnis in: » Der Morgen. Wiener Montagblatt.
Bei der Recherche wollen wir auch aktuelle Artikel berücksichtigen, die BenützerInnen der Österreichischen Nationalbibliothek mittels der lizensierten Datenbank » Wiso Wirtschaftspraxis Presse über das » Datenbank-Infosystem abrufen können. Bitte verwenden Sie auch hierbei die Suchbegriffe „weltspartag” und/oder „sparefroh”. Gegebenenfalls könnten die Suchergebnisse noch nach dem Titel des Periodikums oder nach dem Erscheinungsdatum eingegrenzt werden.
Ob und welche Weltspartagsgeschenke es im Jahr 2020 gibt, haben wir nicht recherchiert, das müssen Sie selbst am 31. Oktober, heuer übrigens ein Samstag, herausfinden. Frei nach dem Motto:
„Kleiner Mann geht voran. Weiß, wie man sich helfen kann; Mach es so, frisch und froh, wie der SPAREFROH!”
Abb. 16: » Plakat aus 1975
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