Die Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs blieben in politischer Hinsicht europaweit angespannt. Persönlichkeiten wie der österreichische Kulturpolitiker (KPÖ) und Schriftsteller Viktor Matejka (1901–1993) bauten auf die internationale Vernetzung und Reichweite des österreichischen P.E.N. Er forderte den Club auf, sich für den griechischen Autor und Widerstandskämpfer Manolis Glezos (1922–2020) einzusetzen, gegen den das Militärgericht in Griechenland die Todesstrafe verhängt hatte.

Brief von Viktor Matejka an den Österreichischen P.E.N.-Club, 15.3.1949.

Der Kalte Krieg machte vor dem P.E.N. nicht halt. Hans Weigel (1908–1991), einflussreicher Förderer junger Schriftsteller*innen und glühender Antikommunist, führte einen ideologischen Krieg gegen den Österreichischen P.E.N.-Club und – wegen dessen pazifistischen Engagements – seinen Präsidenten Franz Theodor Csokor. Den 1955 in Wien ausgerichteten Jahreskongress des P.E.N. kritisierte Weigel aufgrund der Teilnahme von Schriftsteller*innen aus der DDR. Man sitze mit „Mördern an einem Tisch“, so der Autor in einem offenen Brief. Zu verstehen sind Weigels Invektiven im Zeitkontext: Österreichs geopolitische Lage zwischen den Blöcken und eine westlich orientierte Neutralitätshaltung spiegelten sich nicht zuletzt im kulturellen Feld wider.

Zeitungsartikel mit Kommunismus-Vorwürfen gegen den P.E.N. anlässlich des internationalen P.E.N.-Kongresses in Wien. Unten: Hans Weigel: „An die Delegierten des Pen-Kongresses“. Bild-Telegraf, 11.6.1955.

Während der Kalte Krieg in Österreich mit Unterzeichnung des Staatsvertrags 1955 de facto zu Ende gegangen war, begann in Ungarn am 23. Oktober 1956 der „Volksaufstand“. Weite Teile der Bevölkerung protestierten gegen die kommunistische Regierung, forderten demokratische Reformen und den Austritt aus dem Warschauer Pakt. Der Aufstand wurde durch das Eingreifen sowjetischer Truppen blutig niedergeschlagen. Hunderttausende Menschen mussten aus Ungarn fliehen, viele davon nach Österreich, das den Geflohenen schnell und unbürokratisch Asyl gewährte. Das P.E.N.-Büro wurde zur Anlauf- und Vermittlungsstelle für ungarische Aufständische wie György Sebestyén (1930–1990), den späteren Präsidenten des österreichischen P.E.N. Der Club akquirierte und verteilte Spendengelder, organisierte Lebensmittelpakete, Notunterkünfte und Kontakte zu Auslandsbotschaften. Ideologisches Kapital aus den Ereignissen in Ungarn schlugen die Antikommunisten rund um die von Friedrich Torberg herausgegebene Zeitschrift FORVM. Eine Spezialausgabe des vom CIA indirekt finanzierten Periodikums widmete sich dem „Freiheitskampf“ in Ungarn und dem brutalen Vorgehen der Sowjetunion gegen die anfangs vielversprechende Politik der „Koexistenz“ zwischen kommunistischen und nichtkommunistischen Kräften.

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FORVM. Österreichische Monatsblätter für kulturelle Freiheit. III. Jahr, Heft 3, November 1956. Cover der Spezialausgabe zum „Ungarischen Volksaufstand“. Darin: Zeichnung von Karl-Heinz Schönfeld. Ein sowjetischer Soldat steht vor der erschossenen „Koexistenz“ in Ungarn.
FORVM. Österreichische Monatsblätter für kulturelle Freiheit. III. Jahr, Heft 3, November 1956. Cover der Spezialausgabe zum „Ungarischen Volksaufstand“. Darin: Zeichnung von Karl-Heinz Schönfeld. Ein sowjetischer Soldat steht vor der erschossenen „Koexistenz“ in Ungarn.
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