In den Salons oder Wohnzimmern des 18. oder 19. Jahrhunderts waren Gesellschaftsspiele überaus beliebt. Manche von ihnen dienten sogar dazu mit Mitspieler*innen, abseits der damals vorherrschenden Etikette, zu flirten. In diese Kategorie fällt auch das neue besondere Objekt im Prunksaal: es ist ein Frage- und Antwortspiel aus der Zeit nach 1850, bei dem die Personen in der Spielrunde von jeweils einem Kartenstapel eine Herren- oder Damenkarte wählten und vom gezogenen Kärtchen die Frage bzw. Antwort ablasen. Das Werk ist ab Montag, 30. September im Prunksaal zu sehen – ein Expertenvortrag dazu findet am Dienstag, 8. Oktober 2024 statt.
Obwohl ähnliche Spiele mit vorgefertigten Fragen und Antworten bereits davor existierten, ist dieses Objekt eine absolute Rarität, da sich in Museen oder Bibliotheken kein anderes erhaltenes Exemplar nachweisen lässt. Die Fragen der 98 Karten hatten dabei durchaus Erotikfaktor. Die Herren lasen beispielsweise: "Halten Sie einen Kuss für ein Verbrechen?" und die Damen antworteten ebenfalls mit vorgegebenen Sätzen wie etwa: "Sie müssen nicht alles wissen".
Dieses Gesellschaftsspiel stammt aus dem Wiener Verlag Barth. Der Wiener Kupferstecher Franz Barth ließ sich im frühen 19. Jahrhundert in der damaligen Vorstadt Mariahilf als "Bilder- und Spielwarenmacher" nieder. Sein Sohn und Erbe Carl Barth setzte die Tradition fort und veröffentlichte unter anderem auch illustrierte Flugblattlieder.
Im Rahmen der Reihe "Das besondere Objekt" zeigt die Österreichische Nationalbibliothek außergewöhnliche Werke aus ihren Beständen, die aus konservatorischen Gründen nur selten präsentiert werden können. Die Objekte werden dabei immer von einem breiten Publikum online ausgewählt und für jeweils zwei Monate ausgestellt. Das Werk "Neu verbesserte Frag- und Antwort-Karten" ist bis Sonntag, 1. Dezember 2024 neben der aktuellen Ausstellung "Anton Bruckner. Der fromme Revolutionär" im Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek zu sehen.
Der Expertenvortrag zu diesem außergewöhnlichen Exemplar findet am Dienstag, 8. Oktober 2024 um 18 Uhr statt. Mag. Solveigh Rumpf-Dorner, wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Sammlung von Handschriften und alten Drucken der Österreichischen Nationalbibliothek, präsentiert dabei spannende Details zum Objekt.
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